Die HDS3-Anlage für die Entschwefelung und Entstickung von Vakuumgasölen ist bereits seit 1981 in Betrieb. Da Mitte 2016 das Ende der mechanischen Lebensdauer eines der beiden Reaktoren erreicht war, musste er durch einen neuen Entschwefelungsreaktor ersetzt werden. „Am 22.04.2016 meldeten wir die mechanische Fertigstellung der HDS3-Anlage, die bereits kurz danach „on spec“ produzierte. Wir blieben unfallfrei und konnten Kunde, TÜV und Arbeitsinspektoren vollständig zufriedenstellen.“ freut sich Pörner-Geschäftsführer Peter Schlossnikel mit dem gesamten Team.
Das Projekt im Detail
OMV beauftragte die Pörner Gruppe bereits im Juni 2013 mit dem Extended Basic Engineering (FEED) und im März 2014 mit dem Detail Engineering, Procurement, Bau- und Montageüberwachung sowie der Inbetriebnahmeunterstützung. In enger Kooperation erarbeiteten die Kollegen in Leipzig und Wien das FEED, das unter anderem als Basis für eine Kostenkalkulation diente und alle relevanten Engineeringdokumente und Realisierungsstrategie lieferte. Im Zuge des FEED erfolgte bereits die Bestellung des neuen Reaktors mit einem Durchmesser von 5 m, einer Gesamthöhe von zirka 25 m und einem Gesamtgewicht von 382 Tonnen, ausgelegt für 465°C bei 80 bar. Nach nur vier Monaten konnte das Detail Engineering an die OMV übergeben werden.
Die Ingenieure mussten den neuen, größeren Reaktor in die bestehende Anlagenkonfiguration und das Sicherheitskonzept integrieren, eine neue - dem Stand der Technik entsprechende - Notabfahrlogik in Abstimmung mit der OMV sowie dem Lizenzgeber entwickeln und umsetzen, ohne die Abfahrbedingungen und restlichen Anlagenkomponenten zu verändern. Zudem galt es, einen neuen Aufstellungsplatz zu finden, mit genügend Raum Antransport und Montage.
„Die Kolonne wurde termingerecht engineert und bestellt, die Projektziele hinsichtlich Termineinhaltung, Qualität und Kosten wurden dank konsequenter Umsetzung erreicht.“blickt OMV-Projektleiter Ing. Manfred Scharner stolz auf das HDS3-Projekt zurück und bedankt sich beim gesamten Projekt-Team für die professionelle Unterstützung.
Transport und Aufrichtung XXL
Am 20. und 21. Juni 2015 erfolgte der Reaktortransport unter breitem Medienecho. Der neue Reaktor wurde zum Alberner Hafen verschifft, von wo er mit einem Sondertransport nachts auf das nahe gelegene Raffineriegelände gefahren wurde. Für dieses nicht alltägliche Ereignis waren eine Vielzahl logistischer Herausforderungen zu bewältigen, wie eine Brückenverstärkung, die Sperrung der Autobahn A4 und die Errichtung einer Behelfsauffahrt. Allein die logistischen Planungen und erforderlichen Behördengenehmigungen erstreckten sich über 2 Jahre.
In der Raffinerie angekommen, wurde der Reaktor nochmals auf einen speziellen, „self-propelled Modular Transporter“ (SPMT) umgeladen - für den Transport innerhalb der Raffinerie. Für die Verschlittung des Reaktors unter einer Rohrbrücke mit einer verfügbaren Abstand von nur 8 cm musste der Reaktor wieder auf eine spezielle hydraulische Verschiebevorrichtung umgeladen werden, da die lichte Höhe einen direkten Transport auf dem SPMT nicht zuließ. Mittels der hydraulischen Verschiebevorrichtung wurde der Reaktor soweit wie möglich in der Höhe abgesenkt und hydraulisch unter der Rohrbrücke „durchgeschlittet“. Nach der Querung der Rohrbrücke wurde der Reaktor wieder auf den SPMT verladen und in die Anlagenstraße zum Montageportalkran und dem Aufrichteplatz transportiert.
Für das Aufrichten des 25 m hohen Reaktors wurde ein speziell angefertigter Montageportalkran benötigt, dessen temporäre Fundamente sowie Auf- und Abbau ein Projekt für sich, mit vielen Anforderungen, war. Die einzelnen Teile des Montageportalkrans wurden in zig Einzeltransporten angeliefert und bei laufendem Betrieb mit nur wenigen Zentimetern Spielraum zusammengebaut.
Auch das Wetter musste mitspielen: notwendig für das sichere Aufrichten war eine stabile Wetterlage, ohne Wind oder Regen. Dabei musste beachtet werden, dass das sicherheitsbedingte Abfahren der Nachbaranlagen in den Warmbetrieb drei Tage Vorlaufzeit benötigte.
Dann war es soweit: der Reaktor wurde mit dem Montageportalkran in die Senkrechte gehoben, in die richtige Lage gedreht, auf das Fundament versetzt und verschraubt – mission accomplished.
Präzise Vorbereitung minimiert TAR-Arbeiten
Da die Stillstandszeiten in Raffinerien immer kürzer werden, ist eine präzise Vorbereitung der Bau- und Montagearbeiten äußerst wichtig. Die Montageplanung fängt bereits in der Engineeringphase an. Aufgrund der sorgfältig vorbereiteten Pre-TAR-Arbeiten konnten die Arbeiten im Stillstand auf ein Minimum reduziert und der Reaktor während des Anlagenstopps zügig in den Anlagenbestand eingebunden werden.
Die täglichen, durch die OMV geleiteten Stopp-Abstimmungen sicherten den reibungslosen Projektablauf. Projektleiter Thomas Rieder meldete der OMV pünktlich am 22.04.2016 die mechanische Fertigstellung und Betriebsbereitschaft der Anlage.
Sehen sie den preisgekrönten Film über den Transport und Errichtung des Reaktors hier
Medienecho (Auszug):
Process 30/06/2016 (DE)