Das Ziel des PCK-Stillstands bestand in der Erhöhung der Zuverlässigkeit und Sicherheit der Anlagen und einer weiteren Verbesserung der Anlagenleistung, wie z. B. Erhöhung der Flexibilität im FCC, Erhöhung der Energieeffizienz sowie einer tieferen Erdölverarbeitung und damit besseren Nutzung des wertvollen Rohstoffs. Insgesamt standen 19 Anlagen auf dem Prüfstand. Schätzungsweise 2500 Monteure, Ingenieure und Mitarbeiter der Raffinerie waren in der Stillstandsphase für 4 Wochen in die Arbeiten eingebunden. EDL wickelte dabei als langjähriger Engineering-Partner von PCK gleich vier Projekte parallel ab.
Zeitgleich wurden durch EDL / Pörner noch weitere drei große Modernisierungsprojekte bei der OMV in Österreich während des Stillstands der Raffinerie Schwechat realisiert: der Austausch eines Entschwefelungsreaktors sowie Umbauten in der Rohöldestillationsanlage RD4 und der DEA2-Anlage.
Im Frühjahr 2015 wurde die EDL von der PCK Raffinerie GmbH mit technologisch anspruchsvollen Revamp-Planungen betraut. Die Arbeiten umfassten:
- den Austausch der Vakuumkolonne in der Rohöl1-Anlage. Zum Leistungsumfang gehörten das Basic und Detail Engineering, Beschaffungsleistungen sowie die Bau- und Montageüberwachung.
- den Austausch des Regenerators in der FCC-Anlage, für den EDL Detail Engineering, Beschaffungsleistungen sowie Bau- und Montageüberwachung übernahm.
Das Arbeitspaket der EDL für den Komplexstillstand 2016 wurde durch zwei weitere Projekte ergänzt. In der Rohöl1-Anlage waren dies der Austausch einer Stripperkolonne sowie das LCO-Recovery-Projekt in der FCC-Anlage.
FCC-Anlage: Logistische Meisterleistung
Besonders das Regeneratoraustauschprojekt innerhalb der FCC-Anlage war eine logistische Herausforderung. Auf den Anlagenstraßen der Raffinerie waren viele Rohrbrückenkreuzungen zu queren, die für den Transport der überdimensionalen Regeneratorteile (16 m Länge mit bis zu 9,5 m Durchmesser) zu niedrig waren. Um ein aufwändiges Überheben zu vermeiden, wurden zwei Rohrtrassen kurzerhand überbaut. Nach 2 Monaten Bauzeit und dem Verbauen von 100 m³ Beton und 1400 m³ Schottergemisch wurden die 4 Regeneratorteile mit Einzelgewichten bis zu 270 t über die temporären Überfahrbrücken gefahren. Die Höhe der Überfahrt betrug 2,2 m und war ein beeindruckendes Bauwerk, welches im An-schluss wieder zurückgebaut wurde.
Die komplette Regeneratorsektion wurde, aufgeteilt in 5 Schwerhübe, innerhalb von 8 Tagen demontiert und auch die komplette Peripherie zurückgebaut. Dazu wurden u. a. die zertrennten Regeneratorober- und -unterteile ausgehoben, auf provisorischen Fundamenten abgesetzt, der vorhandene Stahlbetontisch geschnitten, in 2 Teilen ausgehoben und abtransportiert. Beeindruckend die Gewichte, die zu bewegen waren: Oberteil 219 t, Unterteil 230 t, Stahlbetontisch 2-teilig 225 t + 207 t.
Die Remontage der neuen Regeneratorsektion erfolgte in 4 Teilen. Um den ehrgeizigen Terminplan umzusetzen, wurde der als Modul vormontierte Regeneratortisch (16,5 x 11,5 x 9,2 m, Gewicht 168 t) inklusive einer bereits zu 80 % fertigge-stellten Rohrleitungsmontage von dem 1800 t Hauptkran in die Anlage eingehoben. Im Anschluss wurden die neuen ebenfalls predressed Regeneratormontageteile (Unterteil 290 t, Oberteil 370 t) eingehoben und die Peripherie komplettiert.
Eine der größten Schwierigkeiten bei den De- und Montagen der geometrisch großen Teile stellten die geringen Platzverhältnisse dar. Diese konnten nur durch die im Vorfeld durchgeplante genaue Abfolge des Hebens, des Abstellens und Verfahrens der Alt- und Neuteile im Zusammenspiel mit den gewichtsabhängigen Kranumbauten gemeistert werden.
Mit einem 95%-igen Vorfertigungsgrad aller Rohrleitungen, E- und EMS-Einrichtungen wurde das Wärmetauschermodul (10 x 10 x 5,6 m, Gewicht 80 t) als fertiges Stahlbaumodul in die Anlage gehoben und angeschlossen.
So konnte der Kunde pünktlich am 24.04.2016 die Protokolle zur mechanischen Fertigstellung der Projekte „Ersatz Regenerator“ und „LCO Recovery“ der FCC-Anlage unterzeichnen.
Rohöl1-Anlage: Optimierte Vorfertigung mit 16 Modulen
Nach Abschluss der Engineering- und Beschaffungsetappe wurde am 01.06.2015 die Baustelle für die Rohöl1-Anlage eröffnet: die heiße Phase begann.
Wie bei allen aktuellen Projekten der PCK kam die Modulbauweise zum Einsatz, die parallel zur Planung der fertigen Anlage eine bis in die Tiefe gehende Detailplanung hinsichtlich der De- und Montageabläufe im Stillstand erforderte. Im Fall der Vakuumkolonne 1K6 wurden über ein halbes Jahr lang - von Juli bis De-zember 2015 - 16 einzeln vorgefertigte Mantelschüsse per Schiff und Straßentransport angeliefert. Diese wurden dann auf der eigens mit Fundamenten versehenen Vormontagefläche zu 3 Montageteilen zusammengeschweißt sowie mit Ein- und Anbauten wie Stahlbaubühnen, Rohrleitungen und EMSR-Technik komplettiert. Ebenfalls auf der Vormontagefläche erfolgte die Vorfertigung des neuen Treppenturmes in Form von 4 Stahlbaumodulen.
Arbeiten im Stillstand
Die Montageaktivitäten im Stillstand begannen am 04.04.2016 ab 06.00 Uhr mit der Demontage der beiden Kolonnen 1K3 und 1K6. Am 07.04. wurde die bereits mit Einbauten, Bühnen und Isolierung versehene neue Stripperkolonne 1K3 eingehoben und auf ihrem ertüchtigten Fundament montiert. Am 10.04. konnte termingerecht das erste Modul der Vakuumkolonne 1K6 – das neue Unterteil und das erste Treppenhausmodul eingehoben werden. Am nächsten Morgen folgte das Mittelteil der 1K6.
So wurden wechselseitig Kolonnenteile und Treppenhausmodule montiert. Am Abend des 14.04.2016 standen auf dem ertüchtigten Betontisch die neue Vakuumkolonne sowie auf dem vorhandenen Kondensatorentisch der aus 4 Einzelmodulen zusammengebaute Treppenhausturm und konnten für die Nachfolgegewerke freigegeben werden.
Am 29.04.2016 wurde die Rohöl1-Anlage einschließlich der neuen Vakuumkolonne an den Betrieb übergeben.
Erfolgreich und alles andere als „klein“
Obwohl der Stillstand den Namen „kleiner“ trug, war er allein bei Betrachtung der durch EDL durchgeführten Aktivitäten etwas Großes, denn es wurden Ausrüstungen mit einem Gesamtgewicht von 700 t demontiert und rund 1000 t neu montiert, ca. 500 t Stahlbau verbaut, 2300 t Beton und 1900 m³ Recyclingmaterial für die Kranstandfläche verarbeitet. Diese 4 Revamp-Projekte qualitäts-, termingerecht, budgetgerecht und ohne Unfälle abgewickelt zu haben, darf die EDL gemeinsam mit dem Auftraggeber PCK und den Nachauftragnehmern stolz auf die erbrachten Leistungen und die erstklassige Referenz machen.
Der schönste Dank für den Planer ist ein zufriedener Kunde, der die erbrachten Leistungen zu schätzen weiß:
„… Der Dank geht an alle Kollegen, die diesen Erfolg ermöglicht haben, auch an die Kolleginnen und Kollegen in den Partnerfirmen, die in den vier Wochen des PCK-TÜVs „kleiner“ Tag für Tag – bei Wind und Wetter – fleißig, eisern, diszipliniert und mit dem nötigen Spaß für PCK und mit PCK gearbeitet haben. Es hat Freude gemacht, mit Dienstleistern zu arbeiten, die Spitze sind. …“
(Zitat Josef Maily, PCK-Geschäftsführer und Thomas Schulze, Stillstandsleiter „kleiner“)
Medienecho (Auszug)
Erdöl Erdgas Kohle (Ausg. 10/2016)
Process 06/09/2016
Process 28/10/2016
Chemietechnik 22/05/2015 (Auftragsvergabe)
Process 22/05/2015 (Auftragsvergabe)