Die ÖBB verfügt über mehr als 250 Tunnel, um Züge schnellstmöglich durch das Alpenland zu führen. Dabei liegen viele Tunnel unter dem Grundwasserspiegel. Anfallendes Grundwasser muss abgeleitet werden, um den Verkehr aufrecht erhalten zu können.
Im Sommer 2020 wurde Pörner Wien von der ÖBB-Infra um fachliche Unterstützung als Anlagenplaner bei diesem allgegenwärtigen Thema gebeten.
Das in Tunnelsysteme eindringende Grundwasser wird üblicherweise hinter der Tunnelschale abgefangen und über Drainageleitungen ableitet. Dabei enthält das Bergwasser naturgemäß eine Menge verschiedener Mineralstoffe, die zu einer schnellen Versinterung der Drainagerohre führen. Darum müssen sie regelmäßig gewartet und gereinigt werden, um Verstopfungen und Beschädigungen zu vermeiden.
Bisher wird dies durch den Einsatz von, aus der Kanalreinigung bekannten, Saugspülwägen gemacht. Dazu werden Lkws auf einen Wartungszug mit Flachwaggons verladen und in den Tunnel verlegt. Durch spezielle zentrale Spülschächte kann man die Drainagen mit Hochdruckspüldüsen reinigen. Der eklatante Nachteil
dieser Technik ist, dass die Schiene vom Wartungszug blockiert wird.
Geringere Instandhaltungskosten und höhere Verfügbarkeit
Da eine Reinigung die Sperre des Gleises, der Richtungsfahrbahn oder gar des Tunnels bedeutet, muss die Reinigung möglichst effizient und schnell vonstattengehen. Hier kommt das neue „Modulare Drainagespülsystem Bahn“, kurz MDB, ins Spiel – eine aus bestehenden und bewährten Systemen für ähnliche Anwendungen weiterführende Entwicklung.
Dieses Konzept wird nun bis zu einem spezialisierten Produkt für die Südstrecke mit den Tunnels Semmering-Basistunnel, Koralm- und Granitztaltunnel weitergeführt. Dabei werden alle zur Spülung notwendigen Anlagenteile in ein gemeinsames, selbstfahrendes Gehäuse gepackt. So kann das MDB über dem zentralen Spülschacht in den Querschlägen der Tunnels platziert werden, der Wartungszug verlässt den Tunnel und die Schiene bleibt frei. Das MDB wird vom jeweiligen Anlagen Service Center (ASC) des Tunnels aus ferngesteuert. Somit ist auch kein Personal im Tunnel und die Schiene kann uneingeschränkt benützt werden.
Pörner - der Infra-Engineering-Partner
Da die ÖBB-Infra – jene Firma in der ÖBB Gruppe, die für die Instandhaltung zuständig ist – einen Anlagenbauer suchte, kommt hier Pörner zum Zug – im wahrsten Sinne des Wortes! Bereits bei der Entwässerung des Pilotstollens des Semmering-Basistunnels in den späten 1990ern arbeitetet man erfolgreich zusammen. Mittlerweile im dritten Auftrag betreut Pörner ÖBB-Infra durch die zwei Konzeptphasen inklusive technischer Entwicklung und gegenständlich mit dem Basic Engineering. Der Abschluss des Basic Engineerings fand planmäßig im Dezember 2021 statt.
Die besondere Herausforderung liegt für Pörner dabei an der Entwicklung der in der Maschine zu verbauenden Robotik, der enormen Reichweite von 500m und der damit verbundenen hydraulischen Anforderungen, so dass dieser Prototyp letztendlich zu einer Kleinserienfertigung führen wird.