Es war ein sehr herausforderndes Jahr für viele Industrieunternehmen in Deutschland. Die Meldung des VDMA spiegelt die drastische Lage in Zahlen wider: So gab es in den ersten neun Monaten 2023 im Maschinen- und Anlagenbau einen Auftragsrückgang von real 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die schwächelnde Weltwirtschaft und Verunsicherung vieler Betriebe wirkten sich negativ auf das Geschäft und den Ausblick der exportstarken Maschinenbauindustrie aus.
Der Anlagenbauspezialist Pörner aus Österreich und dessen Tochterunternehmen EDL mit Hauptsitz in Leipzig ziehen trotz der wirtschaftlichen Umstände eine positive Bilanz. Die Ingenieursgruppe erzielte in diesem Jahr einen Umsatz von rund 70 Mio. Euro und weist eine stabile Auftragslage aus. Zu diesem Ergebnis, das eines der besten der Unternehmensgeschichte ist, haben diverse Anlagenprojekte aus dem Raffinerie- sowie Nachhaltigkeitsbereich beigetragen.
Ausbau der Marktführerschaft und Investitionen in die Forschung
Zu Jahresbeginn baute die Pörner Ingenieurgesellschaft mit drei neuen Biturox® Bitumenanlagen für den Straßenbau in Indien ihre Marktführerschaft für die Bitumenoxidationstechnologie weiter aus. Zur gleichen Zeit ging in Schwechat bei Wien das weltweit einzigartige Forschungszentrum von Pörner in Betrieb, in dem maßgefertigtes Qualitätsbitumen aus vielfältigen Rohölen und Raffinerie-Zwischenprodukten entwickelt wird. Pörner erhielt zudem vom international agierenden Nahrungsmittel- und Industriegüterkonzern Agrana den Auftrag für die Generalplanung zur Errichtung einer Walzentrocknungsanlage in Gmünd.
Mitte des Jahres unterstützten die Pörner-Ingenieure einen planmäßigen Raffinerie-Turnaround u. a. bei der integrierten Terminplanung und nutzten den Stillstand für die Finalisierung von drei Revamp-Projekten - ein jahrelang geplantes, erfolgreich beendetes Großprojekt.
Daneben trugen Projekte im Bereich der Altölaufbereitung und Umrüstung von Anlagen der kohlenwasserstoffverarbeitenden Industrie sowie Umweltprojekte der EDL zum guten Umsatzergebnis bei.
„Wir treten an, Anlagen für neue, spezielle Produktqualitäten nachhaltig zu gestalten. Dabei verfolgen wir vorrangig zwei Wege: die intelligente und kostengünstige Rekonstruktion bestehender Anlagen inklusive Verfahrensoptimierung und Einbeziehung modernster Ausrüstungskomponenten oder den Neubau intelligenter mittelgroßer Anlagen für neuartige Spezialprodukte wie zum Beispiel unsere Bio-Silikate“, äußert sich Andreas Pörner, Geschäftsführer der Pörner Gruppe.
Weiterentwicklung neuer Themenfelder zur Defossilisierung
Neben dem klassischen Raffineriegeschäft treibt die Ingenieursgruppe auch das Thema Nachhaltigkeit mit großen Schritten voran. Gemeinsam mit dem Solartechnik-Unternehmen Heliovis entwickelt das Kompetenzzentrum „Pörner Water“ aktuell eine solarthermische Wasserentsalzungsanlage im Oman, die Lagerstättenwasser in Nutzwasser umwandelt. Im Sommer dieses Jahres ging auch die Pyrolyse-Pilotanlage der Thermischen Apparate Freiberg in Betrieb. Das zur Pörner Gruppe gehörende Unternehmen leistet damit seinen Beitrag zum Thema Kunststoff-Recycling.
Fortschritte gibt es zudem beim Großprojekt der EDL – der HyKero-Anlage. Diese soll ab 2027 in der Nähe von Leipzig jährlich 50.000 Tonnen strombasierten nachhaltigen Flugkraftstoff (PtL-SAF) produzieren und wäre damit die erste Anlage ihrer Art, mit der PtL-SAF im industriellen Maßstab in Deutschland hergestellt wird. Die HyKero-Technologie ist eine zukunftsweisende Lösung zur CO2-emissionsfreien Produktion von PtL-SAF. Im Oktober wurde bekanntgegeben, dass die von Johnson Matthey und bp gemeinsam entwickelte Fischer Tropsch (FT) CANS™-Technologie in der HyKero-Anlage zum Einsatz kommen soll. Mit Realisierung der Anlage wird ein wichtiger Beitrag zur Defossilisierung des Luftfahrtsektors in Deutschland geleistet.
Ausblick: Was auf den Anlagenbau 2024 zukommt
Die generellen Prognosen des VDMA sehen auch für 2024 nicht positiver aus: Es wird ein Produktionsrückgang von zwei Prozent erwartet. „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht die Industrie intelligenten Anlagenbau. Daher konzentriert sich die Pörner Gruppe auf den Heimmärkten stark auf Optimierungsprojekte. International wird das erfolgreiche Anlagenliefergeschäft mit eigenen Technologien weiterentwickelt“, blickt Peter Schlossnikel, Geschäftsführer der Pörner Gruppe, trotz allem optimistisch in die Zukunft.
„Die Prozessindustrie steht am Beginn eines neuen Zeitalters und vor der Aufgabe, mit technologischen Innovationen und einer energieeffizienten Produktion die Transformation zu meistern. Mit unserer Technologiekompetenz leisten wir einen Beitrag, zukunftsfähige Anlagen für moderne Produkte und nachhaltige Kraftstoffe (z.B. SAF) zu schaffen, die Energie einsparen und den Ressourceneinsatz sowie Emissionen reduzieren. Mit unserem Wissen und unserer Erfahrung unterstützen wir so die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie“, sagt Dr. Michael Haid, CEO der EDL Anlagenbau Gesellschaft mbH.