Der Kunststoff- und Chemiekonzern Borealis Agrolinz Melamine GmbH investierte im Chemiepark Linz in zwei langfristige und umfassende Revamp-Projekt, um die Gesamteffizienz und Verfügbarkeit des Standortes zu erhöhen. Basierend auf einer durch Pörner durchgeführten Final Study aus den Jahren 2015/2016 wurde Pörner 2018 mit der „Execution Phase“ der beiden Projekte beauftragt.
Es handelt sich dabei um die Projekte Pipe Rack Refurbishment (PRR) und MD Pipeline LTO. Beide Modernisierungen konnten nun erfolgreich abgeschlossen werden.
Modernisierte Rohrbrücken
Ziel des Projekts PRR war es, für den über Jahrzehnte gewachsenen Bestand an Rohrbrücken vollständige statische Nachweise zu erstellen, umso im Sinne der Nachhaltigkeit, die Lebenszeit der Bauwerke zu verlängern.
So wurden die teilweise seit über 70 Jahre existierenden Rohrbrückentragwerke dokumentiert, überprüft und gemäß den aktuellen statischen Anforderungen adaptiert. Vorgesehene Verstärkungsmaßnahmen wurden planlich dargestellt und die statischen Nachweise für Anschlüsse und Verbindungen (inkl. Knotenstatik) erstellt.
Dabei gab es einige besondere Herausforderungen für das Pörner Team:
- Aufgrund von Überschneidungen mit dem Parallelprojekt der neuen Dampfleitungen war ein hoher Koordinationsaufwand gefragt. Die neuen Dampfleitungen betrafen einen großen Teil der parallel zu bearbeiteten Rohrbrückenabschnitte.
- Anstatt zu schweißen, wurde wo immer möglich aus Sicherheitsgründen Schraubverbindungen benutzt.
- Die eingeschränkten Platzverhältnisse im eng verbauten Bestand stellten eine „Challenge“ für die Pörner-Statiker dar.
Dank der Nutzung der Punktewolken aus Laserscans führte die nahtlose Koordination beider Projekte zu einem optimalen Gesamtergebnis. Es konnte in Pandemie-Zeiten ohne Einschränkungen integriert geplant werden. Ein weiterer Bonus dieser Planung war das 3D-Modell für den Kunden, das stets an den aktuellen Projektstand angepasst werden kann.
Projekt PRR - Facts & Figures:
- ca. 4.100 lfm. Rohrbrückenkonstruktionen wurden bearbeitet
- Insgesamt wurden ca. 4.200 Stk. Stahlstäbe mit
- einer Gesamttonnage von 125 t verbaut.
- Die statischen Nachweise umfassten insgesamt über 22.000 Seiten.
Modernisiertes Dampfnetz
Das Parallelprojekt zu der Modernisierung der Rohrbrücken war es, die betriebenen Mitteldruckdampfnetze (20 und 25 bar) zu vereinheitlichen und auf ein redundantes 25 bar-Mitteldruckdampfsystem aufzurüsten.
Da die Nachrechnung der 20 bar-Dampfleitung eine Verwendung als 25 bar-Dampfleitung ausschloss, wurde schließlich der komplette Tausch der 20 bar-Dampfleitung beschlossen. Die bereits bestehende 25 bar-Dampfleitung wurde ins neue System miteinbezogen.
Dem entsprechend war es erforderlich, die veränderten Lastdaten der neuen Leitungsführung auf den Rohrbrücken zu ermitteln und den Stahlbau zu überprüfen bzw. wo nötig, zu verstärken - was sinnvollerweise gleich von der Pörner Bautechnik Wien im parallellaufenden Projekt PRR realisiert werden konnte. Zur Absicherung der ursprünglichen 20 bar Dampfabnehmer wurden Druckreduzierstationen und bei den diversen Dampf-Einspeisestellen zusätzlich auch Überdruck- und Temperaturabsicherungen vorgesehen. Daher erforderte das Projekt neben der mechanischen auch eine EMSR Planung, die ebenfalls von Pörner Linz erbracht wurde.
In Summe wurden für den Ersatz des 20 bar Dampfleitungsnetzes weit mehr als 300 neue Rohrleitungen geplant und die statischen Nachweise für eine reibungslose TÜV-Abnahme erarbeitet. Die Komplexität der beiden Projekte lag u.a. darin, dass sämtliche Bau- und Montagearbeiten während dem laufendem Betrieb der Anlagen durchgeführt werden mussten. Geplante Anlagenstillstände wurden für Einbindearbeiten an druckführenden Rohrleitungen genutzt. Eine enge und permanente Abstimmung mit den Betrieben des Chemiestandortes und den ausführenden Bau- und Montagefirmen war entscheidend für den Erfolg.
Unter der bewährten, kooperativen Gesamtprojektleitung des Auftraggebers Borealis und in partnerschaftlicher Zusammenarbeit von Pörner mit den beteiligten Firmen konnte die „Execution-Phase“ im Dezember 2021 nun erfolgreich und „in time“ abgeschlossen werden.
